Der Winter steht vor der Tür!
von Marc Streit
Der Orionnebel (M42) ist ein klassischer Vertreter des Wintersternhimmels. Doch schon jetzt ist er bereits in der zweiten Nachthälfte gut zu beobachten/fotografieren. Wir haben kürzlich begonnen einige Geräte der Sternwarte zu vernetzen (indilib.org) und das ist sozusagen das „First Light“ dieses neuen Systems.

Der Orionnebel (Katalogbezeichnung M42 oder NGC 1976) ist ein Sternentstehungsgebiet in etwa 1.350 Lichtjahren Entfernung. Er befindet sich im Schwert des Sternbildes Orion unterhalb seiner bekannten Gürtelsterne. Der blaue Nebel links im Bild ist Sh2-279 und wird auch als »Running-Man-Nebel« bezeichnet. Er umfasst die Objekte NGC 1973, NGC 1975 und NGC 1977.
Um eine bessere Vorstellung von der Größe solcher Objekte zu erhalten, hier noch einmal das gleiche Bild im Größenvergleich zum Mond. Wie man unschwer erkennen kann, ist das Nebelgebiet in seiner Ausdehnung weitaus größer als der Mond. Und das gilt für viele astronomische Objekte. Diese Objekte wären aufgrund ihrer Größe also leicht mit bloßem Auge am Himmel zu beobachten – sie sind jedoch so lichtschwach, dass sie für das menschliche Auge dennoch im Verborgenen bleiben. Erst auf langzeitbelichteten Fotoaufnahmen zeigen sich feine Nebelstrukturen und Farben. In der Astronomie geht es also oftmals gar nicht so sehr um die Vergrößerung eines Teleskops, sondern vielmehr um möglichst gute Lichtsammeleigenschaften. Viel wichtiger als die Brennweite (sie bestimmt die Vergrößerung) ist daher der Öffnungsdurchmesser eines Fernrohrs, um möglichst viel Licht einzufangen. Könnten wir all diese Objekte mit bloßem Auge sehen, der Himmel wäre voll davon.

Nebel: Marc Streit & Fabian Dreßler – Lizenz: CC BY-SA 4.0
Mond: Gregory H. Revera – Lizenz: CC BY-SA 3.0
Collage: Marc Streit – Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die gezeigte Aufnahme ist die erste, die mithilfe unseres INDI-Netzwerks aufgenommen wurde. »INDI« ist ein Kommunikationsprotokoll für astronomisches Equipment. Hiermit können verschiedene Geräte miteinander vernetzt werden und im Verbund gesteuert werden. In diesem Fall haben wir zunächst eine Aufnahmekamera (Canon EOS 6D, astromodifiziertWerbung) und die mobile Teleskopmontierung »Celestron AVX«Werbung an einen Raspberry Pi (INDI-Server) angeschlossen und mit einem Laptop als Client gesteuert. Als Client-Software kam dabei KStars/Ekos zum Einsatz. Das ist natürlich nur eine Minimalkonfiguration – ein INDI-Netzwerk kann deutlich mehr Geräte umfassen. Für die Zukunft planen wir die Integration folgender Geräte:
- Guiding-KameraWerbung (zur Feinsteuerung der Nachführung)
- FilterwechselradWerbung (zum automatischen Wechsel von Filtern)
- FokusmotorWerbung (zur automatischen Fokussierung)
- GPS (zur automatischen Ermittlung von Beobachtungsort und Zeit)
- Sky-Quality-MeterWerbung (zur Messung der Lichtverschmutzung)
- Wetterstation (zur Erfassung der Wetterdaten zu den Aufnahmen)
- PC-gesteuerte Powerbox inkl. Heizband-SteuerungWerbung (zur Stromversorgung und zum automatischen Heizen von Linsen und Spiegeln, um Taubeschlag zu verhindern)
- Kuppelsteuerung (zum automatischen Öffnen, Schließen, Nachführen)
- Leuchttafel (zur automatischen Aufnahme sog. Flat-Frames)
Leider ist die Netzwerkverbindung derzeit noch ein richtiges Nadelöhr, sodass die Bilder aus der Kamera nur sehr langsam zum Client abtransportiert werden konnten. Während des Auslesens der Bilddaten können keine weiteren Aufnahmen gemacht werden. Und obwohl das Objekt über drei Stunden nachgeführt wurde, konnten wir so am Ende nur 75 Aufnahmeminuten erzielen.
Details zur Aufnahme gibt’s auf astrobin.com.
(ms)