ISS Beobachtung

von Aloys König

In einem sehr langen Zeitraum – vom 21. Juli bis zum 26. August 2012 – konnte man zunächst in den frühen Juli-Morgenstunden mit bloßem Auge sehr schön beobachten, wie die Internationale Raumstation ISS (1998-067A) ihre Bahn am nächtlichen Himmel über Fulda zog, später dann auch abends. Leider ging das nicht am Tag der ersten Beobachtungsmöglichkeit, am 21. Juli, wegen starker Bewölkung, dafür aber umso besser in den Tagen danach.

Aufgrund ihrer enormen Ausmaße bei einer Spannweite von 110 Metern reflektiert sie sehr stark das Sonnenlicht und sieht daher wie ein besonders heller, aber sich bewegender Stern aus. Die ISS braucht bei einer relativen Geschwindigkeit von etwa 28.000 km/h nur etwa 92 Minuten für einen Erdumlauf in einer nahezu kreisförmigen Umlaufbahn (402 x 411 km). Die Station wurde Mitte Juli 2012 durch einen zwanzig Minuten dauernden Schub des europäischen ATV auf die sehr hohe mittlere Flughöhe von 411,9 km angehoben, so dass sich folgende Sichtbarkeitszeiten für Fulda ergaben: am 22.7. keine Sichtbarkeit, am Montagmorgen war sie dann ab 433 Uhr (MESZ) für 5 Minuten über Fulda zu sehen und erreichte dabei eine Höhe über dem Horizont von etwa 25°. Ihre Flugbahn verlief aus südwestlicher Richtung nach Osten. Am Dienstag um 342 Uhr war der Bahnverlauf von Süden in östliche Richtung mit 16° nicht ganz so hoch und zeitlich etwas kürzer: nur 3 Minuten.

Foto: Aloys König

Am Mittwoch erreichte die ISS gegen 424 Uhr eine Höhe von fast 45°: sie ging im Südwesten auf und brauchte 5 Minuten, um schließlich im Osten unterzugehen, wo gerade als hellster „Stern“ die Venus und seitlich darüber der Jupiter steht. Für den Donnerstag gab es die Gelegenheit, die Raumstation zweimal zu sehen: um 333 Uhr und um 506 Uhr. Besonders interessant war die Bahn ab 506 Uhr: sie verlief für 4 Minuten aus westlicher in östliche Richtung und erreichte eine Höhe von mehr als 80° über dem Horizont.

Einen Höhepunkt gab es am Freitag, dem 27. Juli: zunächst um 242 Uhr war die ISS nur für 1 Minute und sehr niedrig im Osten sichtbar, dann aber in der Morgendämmerung um 414 Uhr wieder sehr hell mit 74° Höhe und für 5 Minuten und diesmal in Begleitung: in kurzem Abstand hinter der ISS flog der am Wochenende zuvor gestartete japanische Versorgungsfrachter Kounotori 3 („Weisser Storch“) her. Die Bahn der Beiden verlief gegen 417 Uhr zuerst genau an Jupiter und dann an Venus im Osten vorbei – ein seltener und faszinierender Anblick sozusagen eines „Tandemsatelliten“.

Trotz des als regnerisch und bewölkt angekündigten Wetters zum Wochenende 28./29. Juli waren bei der Vielzahl von „Beobachtungsfenstern“ auch in der darauffolgenden Woche die Chancen, die Internationale Raumstation weiter live am Himmel zu sehen, sehr gut, da es längere Phasen ohne Bewölkung bzw. Wolkenlücken gab und die Station sehr hell leuchtend langsam in einer langen Bahn über den Himmel zog. Optimal angestrahlt wurde die ISS in der Zeit vor Sonnenaufgang, der zwischen 535 und 545 Uhr war. Die Helligkeit entsprach etwa der der Venus bis der des Jupiter, je nach Position (zum Osten hin nahm ihre Helligkeit ab). Ab 430 Uhr wurde es am Morgenhimmel schon langsam heller, dennoch war die Station auch nach 500 Uhr sehr gut sichtbar. Als weitere Beobachtungsmöglichkeiten ergaben sich (in MESZ):

28.7.2012 324 – 328, hohe Flugbahn mit 50°, westlich Richtung Osten, in Wolkenlücken nur kurz sichtbar und wieder „solo“

457 – 501, sehr schöne und hohe Flugbahn von Westen nach Osten, hoch bei Wolken und Gewitter, kurz sichtbar

29.7.2012 231 – 232, sehr niedrige Bahn im Osten, aber wegen durchgehender Bewölkung von Süden bis Osten nicht sichtbar

405 – 409, bei etwa 80° Höhe war sie kurz in einer Wolkenlücke sichtbar, von W nach O

30.7.2012 314 – 317, bei klarem Sternenhimmel in 80° Höhe; im Osten dann zwischen den Plejaden und Jupiter vorbeigeflogen und abschließend links an Aldebaran vorbei

448 – 453, sehr hoch von NW nach SO; links streifend an der Venus vorbei, zum Osten hin nahm dann wie immer die Helligkeit ab

31.7.2012 223 – 225, trotz einer komplett geschlossenen Wolkendecke von W nach O im südlichen Himmelsteil war genau am oberen Rand des riesigen Wolkengebiets die ISS um 224 Uhr kurz sichtbar, nicht jedoch Progress, da der am Montag abgekoppelte Frachter nicht so hell scheint

355 – 401, bei etlichen Wolkenflecken war die ISS zusammen mit dem abgekoppelten Progress-Frachter dahinter „im Schlepp“ 64° hoch von W nach O sichtbar und flog genau zwischen Venus und Jupiter vorbei (bei den Planeten war Progress nicht mehr sichtbar)

Foto: Aloys König

1.8.2012 131–132, Beobachtung nicht möglich gewesen, da rundherum über dem Horizont eine dichte Cirrus-Wolkendecke war und die Bahn sehr niedrig im Osten verlief (bei fast Vollmond)

304–308, sehr hohe Flugbahn (74˚) von W nach O, ohne Progress; einige Wolken bei fast Vollmond

438–444, fast wie beim Umlauf zuvor, sehr hohe Bahn von W nach O, ohne Progress; leicht diesig; die ISS flog um 443 Uhr zwischen Jupiter und Aldebaran hindurch

2.8.2012 213215, keine Sichtbarkeit möglich, fast komplett bewölkt bei fast Vollmond, bei freiem Himmel hätte man Progress M-16M sehen können

346–352, keine Sichtbarkeit möglich, dichte Wolkendecke über dem gesamten Himmel,

522–528, keine Sichtbarkeit möglich, leider eine geschlossene, hohe Wolkendecke

3.8.2012 123–123, keine Sichtbarkeit, durchgehende Wolkendecke (es wäre ohnehin nur unter 1 Minute kurz im Osten möglich)

256–300, einige Wolkenfelder in N und O, aber hoch mit 65˚ von NW nach O und durch den linken Arm des Sternbilds Kassiopeia hindurch, mit Vollmond im Westen

430–436, höchste Höhe mit 87˚, von NW nach SO bei etlichen Wolken und Vollmond im Südwesten Zunächst sehr gute Beobachtungsmöglichkeiten gab es weiter auch zum folgenden Wochenende und theoretisch noch in der darauffolgenden Woche, zumal es morgens schon länger dunkler blieb (Sonnenaufgang 4. August erst 552 Uhr), das Wetter spielte jedoch oft nicht mit.

Foto: Aloys König

4.8.2012 205–207, hoch von Westen nach Osten (und auch erst hoch sichtbar), da die Sonne noch zu tief unter dem Horizont stand (bei abnehmendem hohem Vollmond im Süden)

337–343, wieder hohe Bahn von Westen nach Südosten; kurz vor dem Vorbeiflug rechts an der Wega hat die Helligkeit kurz auf ca. -5 mag zugenommen, dann den rechten äußeren Teil des Sternbilds Schwan gestreift, weiter rechts an Kassiopeia und dann rechts an den Plejaden vorbei

513–519, Flugbahn von West nach Südost und über den abnehmenden Vollmond im Südwesten

5.8.2012 247–250, eine komplette Wolkendecke verhinderte die Sichtbarkeit über Fulda, die Flugbahn verlief fast genau von Norden nach Osten in maximal 60° Höhe

420–426, die Wolkendecke blieb weiter bestehen, dazu regnete es noch und somit keine Sichtbarkeit, Flugbahn westlich nach südöstlich

6.8.2012 157–158, komplett bedeckter Himmel, ab 157 Uhr Regen; die ISS wäre ohnehin nur kurz in 10° Höhe im Osten sichtbar gewesen

330–334, weiterhin bedeckter Himmel und keine Sichtbarkeit (der Bahn von West nach Ost, max. 80°)

504–509, keine Sichtbarkeit: komplett bedeckter Himmel (Bahn niedrig von West nach Süd)

2148–2149, kurz im Süden zwischen den Wolken einmal sichtbar, 10° niedrig; der obere Himmel war frei

2321–2322, kurz sichtbar mit geringerer Helligkeit, von Westen nach Osten (nur anfangs bis etwa zur maximalen Höhe hin heller, danach lichtschwächer)

7.8.2012 240–241, keine Sichtbarkeit, ziemlich dichte Wolkendecke (Bahn nur ganz kurz im Osten in 10° Höhe), abnehmender Mond im Süden

412–415, kurz sichtbar zwischen Wolken von SW nach S in 30°, abnehmender Mond im Süden

2228–2233, trotz starker Bewölkung, besonders rings um den Horizont, war die ISS im Südwesten zweimal kurz in Wolkenlücken in etwa 10° Höhe sichtbar (Flug von SW nach SO)

Foto: Aloys König

Ab dem 8. August war die Internationale Raumstation vor Mitternacht sehr hoch und nach Mitternacht nur noch kurz und niedrig (um 10° bis 15° Höhe) im Westen sichtbar (bis zum 14. August), sofern das Wetter mitspielte (es war schon mal bewölkt):

8.8.2012 004–005, fast komplette Wolkendecke, im oberen Bereich mit Lücken, ISS jedoch nicht sichtbar (niedrige Bahn im Westen)

2136–2141, lange Bahn in 15° Höhe von Südwesten nach Osten bei klarem Himmel und in fortgeschrittener Dämmerung

2310–2316, klarer Himmel, ISS sehr hell von Westen nach Osten bis 76° hoch

9.8.2012 048–049, klarer, etwas heller Himmel (Halbmond im Osten), ISS-Bahn mit 15° niedrig im Westen

2218–2223, sehr hell von Südwesten nach Osten, Wolken um den Horizont

2355–2358, stark bewölkt und diesig, ISS mal sichtbar von Westen nach Norden bis 63°

10.8.2012 2124–2130, klarer Himmel in der Dämmerung, Flugbahn von Südwesten nach Osten, sehr hell, 33° hoch

2300–2306, sternklar, die Flugbahn verlief (sehr hell) von Westen nach Osten in 75° Höhe

Zum Wochenende des Perseiden-Maximums am 11./12. August 2012 herrschten optimale Beobachtungsbedingungen mit sternklarem Himmel (sogar die Milchstraße war einigermaßen erkennbar):

11.8.2012 038–039, hell im Westen Richtung Südosten, nur bis etwa 20° Höhe kurz im Westen sichtbar gewesen, dann rasch abnehmende Helligkeit (Mondaufgang 006 Uhr im Osten)

2207–2214, klarer Himmel, von Westen nach Osten, um 2215 Uhr sehr hell direkt oberhalb des Deneb (Schwan) vorbeigeflogen in 83° Höhe

2345–2348, klarer Himmel, von Westen aus nur bis 60° Höhe sichtbar, dann keine Lichtreflektion mehr

12.8.2012 2116–2121, bei noch recht hellem, aber weitgehend freiem, klarem Himmel, sehr hell von Südwesten nach Osten, sehr hoch: 60°

2252–2256, sternklarer Himmel, Flugbahn von Westen nach Osten, sehr hell, 64° hoch, um 2256 Uhr rechts an Kassiopeia vorbei

13.8.2012 027–028, bei weiter sternklarem Himmel niedrig im Westen (Flugrichtung nach Osten), nur bis 20° Höhe sichtbar, dann keine Lichtreflektion mehr

2157–2203, bereits ziemlich dunkel, sternklar, einige Cirren, sehr hoch von W nach O: 73°, sehr hell

2335–2338, sternklar mit einigen Wolkenstreifen, Flugbahn von W sehr hell Richtung O, nur bis etwa 60° Höhe sichtbar, dann keine Lichtreflektion mehr

14.8.2012 2242–2246, äußerst diesig, dünne Wolkenschicht, im Zenitbereich war nur abgeschwächt das Sommerdreieck erkennbar; dennoch etwas verschwommen, aber hellstes Objekt am Himmel, war die ISS ab dem Vorbeiflug links der Deichselsterne des Großen Wagens sichtbar (Flugrichtung von W nach O, 63°), allerdings nur bis 2246 Uhr und etwa 45° Höhe im Osten (wegen des bereits zu tiefen Sonnenstands)

15.8.2012 018–019, nicht beobachtet (NASA-Angabe: etwa 10° Höhe im Westen)

2151–2155, wie vorhergesagt stark bedeckter und zuziehender Himmel (man konnte gerade mal im Zenit das Sommerdreieck sehen), dennoch war die ISS zunächst nur sehr schwach durch einige Wolkenlücken (etwa ab dem Großen Wagen) zu sehen: sie flog sehr hoch von West nach Ost, ab etwa 70° Höhe dauerhaft und sogar recht hell sichtbar bis ca. 45° Höhe Richtung Osten, dann keine Lichtreflektion

2325–2328, im Westen, wegen kompletter Bewölkung keine Beobachtung möglich

16.8.2012 2236–2239, sternklar, Bahn von West nach Ost zwischen Arkturus und den Deichselsternen des Großen Wagens bis 75° Höhe erreicht, dann im Osten nur sichtbar bis etwa 45° Höhe (Sternbild Pegasus), dann keine Lichtreflektion mehr

17.8.2012 011–012, ISS nicht gesehen wegen Bebauung: um 13° Höhe im Westen, (Neumond)

2145–2149, von Westen hoch steigend, innen am Deichselstern des Großen Wagens vorbei bis 66° Höhe in Ost- Richtung, Flug zwischen Kassiopeia und nahe links an Deneb (Schwan) vorbei (dabei etwas weniger hell leuchtend) bis etwa 20° Höhe im Osten, dann keine Lichtreflektion mehr

2320–2322, sternklar, im Westen aufsteigend sehr hell direkt links an Arkturus vorbei (Richtung Süden), bis auf 30° Höhe, Helligkeit abnehmend im Sternbild Schlangenträger, dann keine Lichtreflektion mehr

Foto: Aloys König

Das Wochenende vom 18./19. August 2012 und die Woche danach war die ISS „beobachtungszeitfreundlich“ nur vor Mitternacht sichtbar, allerdings mit abnehmender Höhe über dem Horizont:

18.8.2012 2228–2232, sternklarer Himmel, ISS sehr hell von Westen nach Südosten bis max. 75° Höhe unterhalb des Stern- bilds Leier, dann im SO ab etwa 30° Höhe nicht mehr sichtbar, keine Lichtreflektion mehr

19.8.2012 2139–2143, sternklar, sichtbar ab etwa 15° Höhe im Westen bei fortgeschrittener Dämmerung, Flugbahn von W nach O, rechts an Arkturus vorbei, sehr hoch bis maximal 83° Höhe durch das Sommerdreieck (Altair, Deneb, Wega) unterhalb des Sternbilds Leier vorbei Richtung Osten (dort ab etwa 30° Höhe nicht mehr sichtbar, keine Lichtreflektion mehr)

19.8.2012 2313–2316, sternklar, ISS hell um 20° hoch im Westen mit Flugrichtung SSW, dann etwa ab höchstem Punkt der Bahn keine Lichtreflektion mehr

20.8.2012 2221–2224, nicht beobachtet, die spätere Nacht teilweise etliche Wolken, aber auch mal klar, ISS-Bahn von Westen nach Süden bis 43° hoch

21.8.2012 2132–2135, ein paar Wolken am Himmel, bei fortgeschrittener Dämmerung helle Flugbahn von Westen nach Südosten, rechts an Arkturus vorbei nach Süden, 63° hoch

2306–2307, nicht beobachtet, mit max. 13° niedrig im Westen

Foto: Aloys König

Am 21.8.2012 um 2132 Uhr MESZ fliegt die ISS am noch recht hellen Abendhimmel rechts am Arkturus vorbei (nach links oben) – deutlich ist der Schein der untergehenden Sonne sichtbar

22.8.2012 2215–2218, nicht beobachtet, von W nach SW bis 23°

23.8.2012 2127–2131, sternklar, Dämmerung, einige Wolken im nördlichen Bereich des Himmels, 35° hohe Flugbahn von W nach S, zwischen Arkturus und (zunehmendem) fast halbem Mond in SW

24.8.2012 2215–2217, kurz vorher Regen, weitestgehend bewölkter Himmel, so dass die ISS nicht sichtbar war, die komplette Himmelshälfte von Süden nach Westen war wolkenbedeckt (niedrige Bahn von WSW nach SSW, max. 12°)

Nahezu unveränderte Zeitfenster zum Wochenende des 25. und 26. August 2012 bei niedrigem Bahnverlauf und vorerst letzte Beobachtungsmöglichkeiten bis erst wieder am 17. September 2012:

25.8.2012 2126–2130, nicht beobachtet, am Abend regnerisches Wetter, Bahn von WSW nach S, max. 17°

26.8.2012 2041–2042, stark bewölkt, nur im Westen und Norden einige kleinere und größere Wolkenlöcher, zwar noch recht hell, aber Arkturus war zeitweise sichtbar, ISS war nicht sichtbar (evtl. niedrigst in SSO)

Am 22. August 2012 waren die NASA-Sichtbarkeitsdaten (bei Human Space Flight) für eine Woche rückwirkend mit etwa 4 Minuten früher angegeben worden, für den 26. August 2012 gab es nun keine Angabe mehr und auch Progress 47P war nicht mehr aufgeführt (der Transporter ist am 20. August 2012 abgestürzt!).

Foto: NASA

Die NASA hatte für den russischen Raumtransporter Progress M-15M (NASA-Bezeichnung Progress 47P) die Möglichkeit der Sichtbarkeit vom 26. Juli bis zum 29. Juli angegeben. Jedoch lediglich am 31. Juli konnte man Progress M-15M sozusagen als „Bonus“ von 356 bis 359 Uhr mit etwas Abstand hinter der ISS herfliegen sehen. Der Versorgungsfrachter wurde nach einem testweisen und zunächst gescheiterten Andockmanöver mit dem neuen, präziseren Kopplungssystem Kurs-NA am 24. Juli und einem erneuten, aber diesmal erfolgreichen, Kopplungsversuch am Sonntag, dem 29. Juli um 300 Uhr, dann am Montag, dem 30. Juli, endgültig von der ISS abgekoppelt, um – wie es erst hieß – gezielt zu-nächst Ende Juli, dann bis spätestens Mitte August in den Pazifik zu stürzen. Beim nächsten Update im Internet gab die NASA dann aber weitere Sichtbarkeitsdaten von Progress 47P vom 6. bis zum 20. August bekannt. Gesehen wurde der Frachter gemäß den NASA-Daten z. B. am 12. und 13. August allerdings nicht. Absturzdatum war dann der 20. August (über dem Pazifischen Ozean). Der Frachter hatte im April 2012 fast 2,5 Tonnen Nachschub zur ISS gebracht und war dazu an das russische Pirs-Modul angekoppelt worden.

Leider konnte man auch das nächste Versorgungsraumschiff, Progress M-16M (Progress 48P), das am 1. August um 2135 Uhr (MESZ) in Baikonur gestartet wurde, diesmal allerdings wegen Bewölkung, nicht beobachten. Es gab überhaupt nur in dieser Nacht von Fulda aus eine Möglichkeit der Beobachtung: beim Umlauf am frühen 2. August um 213 Uhr kurz im Osten. Bei den nächsten beiden Sichtbar-keitsmöglichkeiten um 346 Uhr für 6 Minuten von Westen nach Osten in 63° und von 523–529 Uhr, ebenfalls von Westen nach Osten in 63°, war der Transporter bereits an der ISS angekoppelt (Docking war um 318 Uhr (MESZ)). Der Frachter brachte 2,6 Tonnen Nachschub zur ISS und dockte erstmals dank des neuen Annäherungsverfahrens in weniger als 6 Stunden nach nur vier Erdumkreisungen an der Station an. Normalerweise sind die Frachter etwa 48 Stunden unterwegs und benötigten dabei 34 Erdumrundungen. Das neue Flugschema ist überhaupt erst durch die vorgenommene Bahnanhebung auf die Höhe von 411,9 km möglich. Sollte sich die neue Verfahrensweise bewähren, soll es auch bei bemannten Flügen mit den Sojus-Kapseln (erstmals im Frühjahr 2013 geplant) angewandt werden. Es herrschte also ein reger Flugverkehr im erdnahen Weltraum, den man sehr gut mit bloßem Auge von Fulda aus mitverfolgen konnte.

Die Internationale Raumstation ist seit Ende 2000 permanent besetzt, etwa alle sechs Monate wechselt die Besatzung. Nach dem letzten Space-Shuttle-Flug mit der Atlantis im Sommer 2011 finden die Transportflüge mit russischen Sojus-Raumschiffen von Baikonur aus, im südlichen Kasachstan, statt. Zunächst gab es 2011 bei den russischen Raketen einige technische Probleme, so dass sich geplante Starts über einen längeren Zeitraum verzögert haben.

Foto: NASA

Zuletzt kehrten am 1. Juli 2012 drei Astronauten nach fast 193 Tagen Langzeitaufenthalt mit Sojus TMA-03M wieder zur Erde zurück. Zwei Wochen später, am 15. Juli um 440 Uhr MESZ, startete dann für eine Aufenthaltsdauer von vier Monaten die neue Mannschaft mit dem Sojus-Raumschiff TMA-05M von Baikonur - wie üblich von LC-1, demselben Startkomplex, von dem Juri Gagarin 1961 bereits zum ersten erfolgreichen bemannten Flug in den Weltraum abhob. Die Mannschaft war bunt gemischt: die raumerfahrene Ablösung bestand aus der Amerikanerin Sunita Lyn Williams als Bordingenieurin (2. Raumflug), dem Russen Juri Iwanowitsch Malentschenko als Kommandant (5. Raumflug) sowie dem japanischen Bordingenieur Akihiko Hoshide (2. Raumflug), der u. a. für das HTV zuständig war, so dass die Raumstation nun wieder mit einer kompletten Besatzung von sechs Astronauten belegt war. Es war die 32. Stammbesatzung der ISS. Die Rückkehr erfolgte planmäßig am 19. November 2012 um 256 Uhr (MEZ). Von der Abkopplung bis zur Landung in Kasachstan benötigte die Besatzung nur etwa dreieinhalb Stunden. Sunita Williams stellte mit dem Flug einen neuen Langzeitrekord für Frauen auf.

Foto: NASA

Obwohl die Station international ist, gibt es durch die Entstehungsgeschichte einen russischen und einen amerikanischen Sektor – und aus Deutschland stammen übrigens die Computer auf der Internationalen Raumstation.

Am 15. August 2012 wurde bzw. sollte die Flugbahn der ISS angehoben werden, allerdings zunächst nur um 5,1 km statt wie geplant um 7,7 km. Die Triebwerke des europäischen Automated Transfer Vehicles ATV-3 (Edoardo Amaldi) hatten sich allerdings wegen eines Fehlers eines Temperatursensors an einem nicht beteiligten Triebwerk zu früh abgeschaltet, wodurch die ISS nicht die Höhe von 414,42 km über der Erde, die zur Rückkehr von drei Raumfahrern sowie das Andocken einer neuen bemannten russischen Kapsel idealer wäre, erreicht hat. Das Manöver sollte wiederholt werden und wurde auch am 22. August erfolgreich abgeschlossen.

Ende September sollte dann Edoardo Amaldi mit Abfällen beladen über dem Pazifik zum Absturz gebracht werden. Die zunächst für den 26. September um 035 Uhr (MESZ) geplante Abkopplung des ATV-3 von der ISS wurde in letzter Minute wegen eines Computerfehlers des russischen Swesda-Moduls abgesagt. Am 28. September gegen 2300 Uhr trennte sich dann der automatische Frachter, um schließlich in der Nacht zum 3. Oktober um 323 Uhr in der Erdatmosphäre zu verglühen. Der neue Frachter ATV-4 (Albert Einstein) soll im Frühjahr 2013 starten und der letzte, ATV-5 (Georges Lemaître), im Frühjahr 2014.

Foto: NASA

17. September 2012: nach fast 123 Tagen im All kehren der amerikanische Astronaut Joseph Acaba sowie seine beiden russischen Kollegen Gennadi Padalka und Sergej Rewin zur Erde zurück. Die knapp 3 Tonnen schwere Sojus TMA-04M landete knapp 4 Stunden nach der Abkopplung (109 Uhr MESZ) von der Internationalen Raumstation und 2.000 Erdumkreisungen um 452 Uhr MESZ nordöstlich von Arkalyk in der kasachischen Steppe. Es war der 30. Besuch einer Sojus-Kapsel in der Station. An Bord der ISS befanden sich zu der Zeit nun nur noch die drei Besatzungsmitglieder des Sojus TMA-05M-Fluges.

Foto: NASA

Der nächste bemannte Flug zur ISS war für den 23.10.2012 mit Sojus TMA-06M geplant. Dazu wurde die Flugbahn der ISS Mitte Oktober um 1 km angehoben, auf eine mittlere Höhe von 419,2 km. An Bord von Sojus TMA-06M, die um 1251 Uhr (MESZ) vom Kosmodrom in Baikonur abhob, befanden sich Oleg Wiktorowitsch Nowizki als Kommandant, Jewgeni Igorjewitsch Tarelkin als Bordingenieur und zu seinem zweiten Raumflug Kevin Anthony Ford, ebenfalls als Bordingenieur. Die Ankopplung am russischen Poisk-Modul fand am 25.10.2012 um 1429 Uhr MESZ statt, 6 Minuten früher als geplant. Das neue Sojus-Raumschiff löst damit in gängiger Verfahrensweise die bereits zur Erde zurückgekehrte Sojus TMA-04M als Rettungskapsel ab. Die neue Mannschaft soll nun bis zum 15.3.2013 an Bord der ISS bleiben.

Foto: NASA

Weiterhin wurde am 31.10.2012 um 841 Uhr (MEZ) das unbemannte russische Frachtraumschiff Progress M-17M (Progress 49P) mit über 2,5 t Nachschub zur ISS geschickt, das ebenfalls nach dem im August erstmals angewandten „6-Stunden-Schema“ andockte (um 1433 Uhr (MEZ)).

Bisher sah es so aus, als ob die bemannten und unbemannten Flüge zur ISS ausschließlich von Russland aus erfolgen würden. Jedoch dockte testweise am 25. Mai 2012 erstmals ein unbemanntes privates Raumschiff erfolgreich an die ISS an. Dazu wurde es mit dem Canadarm 2 „eingefangen“ und am Harmony-Modul befestigt. Die vollautomatisch gesteuerte „Dragon“-Kapsel des kalifornischen Unter-nehmens SpaceX (Space Exploration Technologies) brachte Versorgungsgüter zur ISS und wasserte dann nach einer Woche mit über 600 kg Fracht am 31.5.2012 um 1742 Uhr MESZ wieder im Pazifik. Insgesamt sind noch zwölf weitere Flüge für eine Gesamtfracht von etwa 20 Tonnen bis 2016 geplant.

Foto: NASA

Der erste offizielle kommerzielle Versorgungsflug CRS 1 (Commercial Resupply Service 1) einer Dragon startete am 8. Oktober 2012: um 235 Uhr (MESZ) wurde von Cape Canaveral wiederum an der Spitze einer Falcon 9-Trägerrakete die Dragon-Kapsel mit 455 kg Nachschub zur Internationalen Raumstation geschickt. Trotz automatischer Abschaltung von Triebwerk 1 wegen Druckabfalls beim Start und damit verbundener Brennzeitverlängerung der anderen 8 Triebwerke, wurde eine geeignete Umlaufbahn erreicht. An Bord des CRS 1 befanden sich wie üblich Nahrungsmittel, Kleidung, Ausrüstungsgegenstände, Ersatzteile, sowie ein Gefrierschrank zu Forschungszwecken und darin als Bonus-Verpflegung für die Mannschaft Vanilleeis mit Schokoladencreme. Am Nachmittag des 10. Oktober wurde die Kapsel erfolgreich mittels Greifarm an Harmony angekoppelt.

Die Dragon kehrte dann wie geplant am 28. Oktober 2012 wieder zur Erde zurück: an drei Fallschirmen erfolgte die Wasserung um 2022 Uhr MEZ vor der Südküste Kaliforniens im Pazifik. An Bord befanden sich rund 400 kg Fracht wie ausrangiertes technisches Material sowie Urin- und Blutproben. Die ersten bemannten Flüge mit einer stärkeren Falcon-Rakete sowie einer entsprechend modifizierten Dragon, der „Dragon Crew“, für insgesamt 7 Astronauten an Bord sind für das Jahr 2017 geplant.

Am Samstagmorgen, dem 21. Juli 2012, um 406 Uhr (MESZ) startete von Tanegashima planmäßig ein unbemanntes japanisches Versorgungsraumschiff, das H-II Transfer Vehicle HTV-3 (Kounotori 3), mit 4,6 Tonnen Nachschub für die ISS. Der 10 m lange Transporter wurde zunächst in eine 200x300 km Transferbahn um die Erde gebracht, bevor er in mehreren Etappen auf die ISS-Bahn gelangte.

Foto: NASA

Eine passende Beobachtungsgelegenheit von Fulda aus ergab sich vor der Ankopplung an die Raumstation am Freitag, dem 27. Juli 2012: das HTV war sowohl ab 242 Uhr MESZ zusammen mit der ISS sichtbar als auch um 414 Uhr (MESZ). Das Versorgungsraumschiff der japanischen Raumfahrt-organisation JAXA flog mit der gleichen Geschwindigkeit direkt hinter der ISS her und war nicht ganz so hell wie die Station. Am Nachmittag des 27. Juli um 1634 wurde dann das HTV von Akihiko Hoshide mit dem Canadarm am Harmony-Modul angekoppelt.

Am 12.9.2012 legte Kounotori 3 wieder von der ISS ab und wurde zwei Tage später, am 14. September zwischen 724 und 727 Uhr (MESZ), gezielt über dem Pazifik zum Absturz gebracht. Wie die JAXA mitteilte, seien die nicht in der Erdatmosphäre verglühten Teile ins Meer gefallen. Bis 2016 sind noch vier weitere Flüge eines HTV (jährlich ein Flug) geplant.

Im internationalen Raumfahrtgeschäft gibt es aber noch weitere asiatische Konkurrenz: in China wird bereits an einer eigenen Raumstation gearbeitet. Die ersten erfolgreichen Flüge haben gerade stattgefunden. Beim vierten bemannten Raumflug Chinas von Jiuquan aus, koppelte am 18. Juni 2012 nach Plan Shenzhou 9 mit drei Taikonauten an Bord am Testmodul Tiangong-1, dem „Himmlischen Palast“, an, der sich seit 29. September 2011 ebenfalls in einer Erdumlaufbahn befindet – und es sieht nicht schlecht aus, dass China das Ziel einer eigenen Raumstation etwa bis zum Jahr 2020 erreichen wird, vielleicht rechtzeitig zur Ablösung der ISS – die soll noch mindestens bis 2020 in Betrieb bleiben.

Die Internationale Raumstation soll nach Beendigung ihrer Einsatzzeit – eine eventuelle Verlängerung ist derzeit noch völlig offen, denn genutzt werden könnte die Station bis 2028 – dann kontrolliert im Pazifik zum Absturz gebracht werden. Auch China wollte sich ursprünglich an der ISS beteiligen, jedoch sperrten sich die USA dagegen.

Inzwischen hat Russland 2012 zudem angekündigt, eventuell nach 2020 ebenfalls eine neue Raumstation bauen zu wollen.

Zum Ende des Jahres 2012 waren die Beobachtungsmöglichkeiten der ISS weniger geworden und auf der ISS herrschte eher etwas Alltagsroutine, d.h., die Versorgungsflüge, EVAs, Reparaturen und Forschungsprogramme abarbeiten und wieder einmal ein Ausweichmanöver wegen Weltraumschrott. Für den 19. Dezember ist ein weiterer bemannter Flug mit Sojus TMA-07M geplant, um die Besatzung wieder auf sechs Astronauten „aufzufüllen“. Und selbstverständlich feiern die Astronauten traditionell Weihnachten an Bord und den Start in das neue Jahr – vor allem mit Kontakt zu ihren Familien.

Da sich immer wieder die Gelegenheit bietet, die ISS und ihre Transportraumschiffe über Fulda zu beobachten – sogar Tiangong-1 ist zeitweise niedrig über dem Horizont sichtbar –, sei Interessierten direkt die spezielle NASA-Internet-Seite „SkyWatch“ (→ Satellite Sighting Information, → Germany (-Frankfurt)) empfohlen. Sie wird vom Lyndon B. Johnson Space Flight Center (JSC) in Texas betrieben, dem berühmten „Houston“ im Funkverkehr mit den Astronauten. Auf dem Portal werden, allerdings nur wöchentlich aktualisiert, die Daten für die weltweite Beobachtung von Satelliten, die sich in der Erdumlaufbahn befinden, angegeben. Dadurch kommt und kam es zu Zeitverschiebungen, ins-besondere durch die Bahnerhöhungen, die Sichtbarkeitsangaben werden dann erst etwas später korrigiert. Noch besser ist allerdings die seit 2.11.2012 von der NASA eingerichtete kostenlose Möglichkeit, sich rechtzeitig weltweit per E-Mail oder SMS benachrichtigen zu lassen, sobald die ISS im Bereich eines Interessenten sichtbar sein wird. Dazu kann man sich (einfach und leicht verständlich) unter „spotthestation.nasa.gov“ anmelden.

Und wer sich einmal ausführlich an Bord der Raumstation umsehen möchte, kann dies ebenfalls von Fulda aus über das Internet mit der ISS Guidance Tour der NASA tun – obendrein besteht sogar die Möglichkeit, mit Astronauten an Bord zu „twittern“, mit etwas Glück sogar live.

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