Osterparadoxon 2019
von Marc Streit
Weshalb wir 2019 Ostern streng genommen am falschen Tag feiern.
»Am Aschermittwoch ist alles vorbei.« Doch dieses Jahr wäre eigentlich alles viel früher vorbei gewesen. Denn wir feiern Ostern im Jahr 2019 viel zu spät.
Das Osterdatum richtet sich nach dem Mond. Genauer gesagt: Wir feiern Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach Frühlingsanfang. So weit, so gut. Legt man jedoch die korrekten astronomischen Berechnungen zugrunde, dann findet das Osterfest dieses Jahr vier Wochen zu spät statt. Obwohl zur Zeit der gregorianischen Kalenderreform im Jahre 1582 eine ausreichend genaue Berechnung des Frühlingsanfangs und der Mondphasen möglich gewesen wäre, behielt man die Bestimmung dieser astronomischen Ereignisse nach sogenannten Zyklen bei. Die Zyklen beruhten auf jahrhundertelangen Beobachtungen und sind prinzipiell schon recht genau. Die Abweichung des Frühlings-Vollmondes beträgt hierbei maximal nur ±1 Tag vom astronomisch genauen Zeitpunkt. In den meisten Fällen ist die Festlegung des Osterdatums nach diesen Zyklen also hinreichend genau. Doch wenn Frühlingsanfang und Vollmond zeitlich sehr eng beieinander liegen, dann kann es zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen.
Dieses Jahr liegen diese beiden Ereignisse nur wenige Stunden auseinander. Frühlingsanfang wird dieses Jahr am 20. März um 22:59 Uhr (MEZ) sein – der hierauf folgende Vollmond nur wenige Stunden später am 21. März um 2:43 Uhr (MEZ). Der zyklische Frühlingsanfang ist jedoch immer auf den 21. März festgelegt. Astronomisch kann der Frühlingsanfang vom 19. bis 21. März stattfinden. Und der zyklische Vollmond ist für den 20. März vorhergesagt. Und damit zählt erst der darauffolgende Vollmond am 19. April. Legt man also nun die astronomisch berechneten Zeitpunkte zugrunde, dann wäre der erste Sonntag nach dem berechneten Frühlings-Vollmond bereits am 24. März. Und dementsprechend wäre Aschermittwoch auch bereits am 6. Februar gewesen. Dieser liegt grundsätzlich 46 Tage vor Ostersonntag. Der zyklische (und damit offizielle) Ostersonntag ist erst am 21. April 2019.
In der zyklischen Betrachtungsweise werden übrigens nur ganze Kalendertage berücksichtigt, während astronomische Berechnungen sekundengenau erfolgen können. Und bei den Kalendertagen handelt es sich – als ungeschriebenes Gesetz – natürlich um die Tage in Rom.
Das nächste Osterparadoxon ergibt sich im Jahr 2038. Dann wird das Datum des Ostersonntags der 25. April sein – nach astronomischer Berechnung jedoch bereits der 28. März.
Mehr Hintergrundinformationen zu dieser Thematik finden Sie in diesem Artikel.