Smartphone-Astrofotografie
von Marc Streit
Immer wieder versuchen Besucher der Sternwarte, den Mond oder einen der Planeten mit ihrem Smartphone durch eines unserer Teleskope zu fotografieren. Das funktioniert auch – allerdings brauchte es bislang ein ziemlich ruhiges Händchen dazu. Grund genug für uns, eine Smartphone-Halterung anzuschaffen, um jedem unserer Gäste die Astrofotografie mittels Smartphone und Okularprojektion zu ermöglichen.
Es liegt ziemlich nahe, das, was man im Fernrohr sieht, ablichten zu wollen. Intuitiv greifen unsere Gäste dabei häufig zu ihrem Smartphone und versuchen durch das Okular hindurch das eingestellte Objekt aufzunehmen. Bei hellen Objekten wie dem Mond oder einigen der Planeten ist die Kamera eines Smartphones durchaus in der Lage, auf diese Weise ganz ansehnliche Fotos zu produzieren. Diese Technik ist nicht neu und nennt sich (afokale) Okularprojektion. Hierbei wird schlicht das Bild, das man sich normalerweise im Okular anschaut, abfotografiert. An die Stelle des Auges tritt die Kamera. Die Okularprojektion ist zwar nicht geeignet, um einen Fotowettbewerb zu gewinnen, aber die Methode ist einfach, macht Spaß und es lassen sich schnell Ergebnisse erzielen. In der „richtigen“ Astrofotografie fotografiert man meist im sog. Primärfokus. Hierbei wird auf das Okular verzichtet und das Fernrohr sozusagen direkt als überdimensionales Fotoobjektiv benutzt.
Aufgrund der Vergrößerung eines Fernrohrs ist es jedoch gar nicht so einfach, die Handy-Kamera ausreichend stillzuhalten. Deshalb haben wir uns eine Smartphone-Halterung zugelegt, die es ermöglicht, fast jedes Handy direkt vor dem Okular zu befestigen. Die Halterung lässt sich recht einfach in drei Achsen justieren, sodass die Kameralinse genau über dem Okular positioniert werden kann. Wir haben uns für die Celestron NexYZWerbung entschieden und den Kauf nicht bereut.
Wir haben das Ganze mal am Mond ausprobiert. Am Abend des 13. November 2018 gab der zunehmende Mond gerade den Blick auf das Krater-Trio bestehend aus den Kratern Theophilus, Cyrillus und Catharina frei. Sie lagen zu diesem Zeitpunkt ganz in der Nähe der Schattengrenze des Mondes (dem sog. Terminator). Dort fällt das Sonnenlicht sehr flach auf die Krater, sodass durch das Spiel aus Licht und Schatten die Krater besonders gut hervortreten.
Um möglichst viel aus einer Aufnahme herauszuholen, haben wir nicht nur Einzelfotos gemacht, sondern auch ein 60-sekündiges Video aufgenommen. Bei einer Bildrate von 30 Bildern pro Sekunde entstanden so 1800 Einzelaufnahmen (sog. Frames). Es gibt zwei gute Gründe, eine Videoaufnahme einem Einzelfoto vorzuziehen: Zum einen ist es bei einer Einzelaufnahme recht unwahrscheinlich, genau den Augenblick mit den besten Sichtbedingungen (das sog. Seeing) zu erwischen. Die Sichtbedingungen verändern sich dabei aufgrund der Luftunruhe in Bruchteilen von Sekunden. Mit einem Video erhöht man also die Wahrscheinlichkeit, dass einige der Einzelframes richtig gute Sichtbedingungen erwischen (siehe mittleres Bild der Collage oben). Zum anderen lässt sich mit spezieller Software für die Astrofotografie z. B. mit der Lucky-Imaging-Methode noch mehr aus den Videodaten herausholen (rechtes Bild der Collage oben).
Also kommen Sie vorbei und machen Sie mit Ihrem Smartphone Ihr eigenes Foto!
(ms)